Schmiedekunst in Dodenau

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Schmiedekunst in Dodenau

In Dodenau wurde in vielen Häusern geschmiedet. Schon im Salbuch der Stadt Battenberg aus dem Jahr 1711/12 ist der Schmiedeberuf einiger Bürger aus Dodenau aufgeführt.

Noch ausführlicher informieren uns die Kirchenchronik und das Einwohner-verzeichnis der Gemeinde über das Berufsleben in Dodenau in den letzten vier Jahrhunderten. Auch die Hausnamen sind z.T. mit aufgeführt.

Die ersten Namen der Dodenauer Bürger, die den Schmiedeberuf um 1700 ausüben sind Schneider, Müller, Becker, Weißenhen und Weber. Bei Jakob Schneider ist der Hausname „Nilches“ vermerkt.

In den Folgejahren - zwischen 1700 und 1850 - hat der Schmiedeberuf in Dodenau erheblichen Zulauf erhalten. Aus der Kirchenchronik entnehmen wir, dass über 6o Bürger diesen Beruf ausüben. Auffallend oft finden wir die Namen Biebighäuser (16x), Becker (6x), Schneider (6x) und Veith (5x). Die Biebighäuser üben unter anderem das Schmiedehandwerk über Generationen auf der Hobe aus. Kaspar Biebighäuser heiratet von dort im Jahr 1871 in das Sittlers-Haus ein und bringt das Handwerk mit hierher. Über Sohn Karl, Enkel Reinhard und die Urenkel Erich und Gerhard wird die Schmiede dann über vier Generationen bis ins Jahr 1976 weiterbetrieben. Außerdem sind Biebighäuser in den Häusern „Balzers, Kinkels, Wagners und Heilgen“ als Schmiede tätig.

Der Familienname Becker ist u. a. mit dem Hause „Schlesserch“ verbunden. Der erste Schmiedemeister ist dort ab 1760 erwähnt und der Schmiedebetrieb wird auch hier über mehrere Generationen bis ins Jahr 1960 ausgeübt.

In der Kirchenchronik werden noch andere Hausnamen in Verbindung mit dem Schmiedeberuf genannt, wie Schulzen, Junghens, Balzers, im Schloß, Wiesen, Christophs, Hafners, Weißgerbers, Krämers und Färbers.

Nach dem 1. Weltkrieg, im Jahr 1928, gehört Dodenau zum Kreis Biedenkopf und hat 865 Einwohner und 160 Häuser. Das in diesem Jahr erstellte Einwohnerverzeichnis des Kreises umfasst folgende Bürger, die noch das Schmiedehandwerk ausüben:

  • Becker August 1 und 3 (Schlesserch) Schmiede, Landschaftl. Geräte

  • Becker Friedrich (Schmidde) Schmiede

  • Biebighäuser Reinhard (Sittlerch) Schmiederei, Eisenwaren, Stiefeleisen

  • Inacker Adolf (Dawets) Huf- und Wagenschmiede

  • Klein Jakob 3 (Fahneschmeets) Schmiede

  • Müller Jakob 4 (Junghans) Wagenschmiede

  • Specht Karl 4 (Scheffe) Huf- und Wagenschmiede

Wir stellen fest, dass auch das Schmiedehandwerk stark reduziert ausgeübt wird. Es garantiert - neben der Landwirtschaft - nur noch wenigen Einwohnern ein ausreichendes Einkommen.

Nach dem Krieg gibt es in Dodenau nur noch drei Schmiedebetriebe: „Dawets, Schlesserch und Sittlers“. Mit dem Ausstieg aus der Landwirtschaft bleiben die Aufträge aus, der Wechsel in die Industrie erfolgt mehr und mehr. Die Industrie bringt ein weiteres altes Handwerk zum Erliegen. Zwischen 1960 und 1976 werden die letzten Schmiedebetriebe ganz eingestellt.

Doch in Dodenau gibt es nicht nur das klassische Schmiedehandwerk. Viele Bürger haben sich auch speziell mit der Herstellung von Schuhnägeln, dem „Pin“ beschäftigt.

Sittlerch Schmiede

Nagelschmiede-Handwerk

Auch das Nagelschmiede-Handwerk ist weitestgehend ausgestorben und muss der maschinellen Fertigung weichen. In unserer Gegend wird insbesondere das manuelle Schmieden, speziell das Herstellen von Schuhnägeln, auch „Pin“ genannt, über Jahrhunderte praktiziert. Nach dem zweiten Weltkrieg geht die Nachfrage zurück. Das fast in jedem zweiten Haus betriebene Handwerk wird aufgegeben.

Doch zunächst einige Angaben zur Herstellung der Pins: Zum Anfertigen von Nägeln benötigt man dünne Stäbe, sogenannte „Zaineisen“. Diese Stäbe werden auf Zainhämmern gefertigt. Ein Zainhammer ist ein durch Wasserkraft betriebenes leichtes Hammerwerk mit schnellem Gang. Aus Roheisen werden dort die Stäbe, je nach Verwendungszweck, auf die entsprechende Stärke ausgeschmiedet oder gestreckt. Der Nagelschmied kauft diese Stäbe, glüht sie im Feuer seiner Schmiede (Esse mit Blasbalg) und schmiedet eine Spitze aus. Anschließend schlägt er ein Stück in der gewünschten Nagellänge ab. In einem Nageleisen schmiedet er dann den Kopf, je nach Kundenwunsch in runder, glatter oder gekanteter Form.

Die vorgefertigten Stäbe erhalten die Nagelschmiede aus den Hämmern der Ludwigshütte, bei Hatzfeld und Reddighausen. Weiterhin benötigen sie Holzkohle, zunächst für das Schmelzverfahren auf den Hämmern als auch zur Weiterverarbeitung im Schmiedefeuer in jedem Haus. Holzkohle gibt es wohl ausreichend in unserer Gegend, wenn wir uns noch an die vielen Kohlenmeilerplätze erinnern.

Im 19. und Anfang des 20.Jahrhunderts gibt es besonders im Raum Battenberg viele Nagelschmiede, die Schuhnägel herstellen. Oft werden die Orte Reddighausen und Dodenau erwähnt. In Ortsbeschreibungen des Kreises Biedenkopf aus den Jahren 1835, 1854, 1875 heißt es: „Es gibt hier viele Nagelschmiede, welche große Quantitäten von Nägeln fabricieren.“ (Dodenau gehörte von 1832 bis 1932 zu Biedenkopf.)

Neben der kargen Landwirtschaft bringt das Schmiedehandwerk ein zusätzliches Einkommen. Fast jedes Haus stellt hauptsächlich im Winter Schuhnägel her.

Schuh mit Schuhnägeln

Im Wohnkataster von Dodenau sind 59 Nagelschmiede aufgelistet!

(um 1870, Dodenau hatte etwa 770 Einwohner).

Sie packten die gefertigten Schuhnägel in einen ledernen Ranzen, schnallten ihn auf den Rücken und vertrieben die Nägel von Ort zu Ort. Teilweise mussten sie viele Kilometer zu Fuß zurücklegen, um ihre Ware an den Mann zu bringen.

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