Grenzstreitigkeiten und Zollstationen: Das waren die Themen der Grenzspiele während der zweiten Wanderung am vergangenen Sonntag unter dem Motto „300 Jahre Grenzbeschreibung“ in der Dodenauer Gemarkung, die der Verein „825 Jahre Dodenau“ organisiert hatte. Fast dreizehn Kilometer wurden dabei gewandert.
Startpunkt war der Parkplatz der Firma Beuter nahe Alertshausen; die fast zweihundert Wanderer aus Dodenau und Umgebung fuhren mit drei vollen Bussen dorthin. Über Feld- und Wiesenwege ging es dann zur ersten Raststation, dem Hof von Karl Zacharias. Dieser Hof steht direkt an der Gemarkungsgrenze zwischen den Dörfern Alertshausen und Dodenau – und damit auch an der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Hessen. Die Wanderer freuten sich über eine erste Stärkung – Karl Zacharias bot Kostproben seiner Hausschlachtung an. Rote Wurst, Schwartenmagen und andere Wurstsorten fanden großen Zuspruch.
Als nächstes ging es weiter zum Hof Ohelle – dieser Hof ist eine ehemalige Zollstation; in früheren Zeiten verliefen in der Nähe des Hofes Grenzen zwischen den Gebieten verschiedener Landesfürsten. Auch heute noch führt die Grenze zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen am Haus vorbei. Im 18. Jahrhundert gab es einige haarsträubende Zollvorschriften, von denen Klaus Homrighausen aus Diedenhausen zu berichten wusste: Vorrangig, so Homrighausen, sei der Zoll für die damaligen Landesfürsten nur ein Mittel zum Geldeintreiben gewesen. Von fast allen Dingen, die über die Grenze gebracht wurden, mussten Abgaben getätigt werden. Brandwein dagegen durfte die Grenze gar nicht erst passieren. Wollten Juden über die Grenze, so mussten sie ein Schutzgeld zahlen. Einem Juden sei es sogar passiert, erzählte Homrighausen, dass er aus Versehen seine Kühe über Wittgensteiner Gebiet getrieben habe; das habe den armen Kerl 56 Taler Strafe gekostet – nicht wenig, wenn man bedenkt, dass eine Kuh zu der Zeit etwa 8 Taler wert war.
Die Grenzspiele thematisierten die Probleme, die die Zollstationen den Händlern vor einigen hundert Jahren gemacht hatten, und sorgten im Publikum nicht selten für Lacher. Zeitlich befanden sich die Akteure im Jahr 1711, dem Jahr der Grenzbeschreibung von Amtmann Rube.
Zum einen gab es den Händler, der Wurstwaren nach Dodenau bringen wollte; er musste eine der Würste zusätzlich an die Wachen abgeben. Die Bauersfrau, die ihre Hühner über die Grenze bringen wollte, um sie dort auf dem Markt zu verkaufen, musste die Eier, die die Hühner gelegt hatten, an die Wachposten der Zollstation abgeben– Wurst und Ei passt ja auch prima zusammen. Noch mehr Pech hatte ein Köhler, der versuchte, Schnaps über die Grenze zu schmuggeln; er wurde festgenommen und als Warnung neben der Zollstation angekettet.
Wolfgang Stein, der Ortsvorsteher von Dodenau, spielte einen Schultheiß, also jemanden, der im Namen des jeweiligen Landesfürsten die Abgaben der Untertanen eintreibt. Werner Bergener stellte Amtmann Rube dar – dieser hatte vor 300 Jahren die Grenzbeschreibung erstellt. Stein sollte eigentlich nur in seinem „neuen Amt“ vereidigt werden, aber mit Begleitung von Harald Rudolph, der den Trompeter der Zollstation mimte, sang die Zuschauer ein Ständchen für den Ortsvorsteher, der an diesem Tag Geburtstag hatte.
Nach den Grenzspielen ging die Wanderung weiter zum Hof Burghelle; dort wurde Mittag gemacht, für die Verpflegung sorgte die Dodenauer Wirtevereinigung. Anschließend ging es über den Leiferscheid und Pfefferscheid zum Dodenauer Wildgehege, dem Etappenziel. Dort gab es noch ein geselliges Beisammensein; die „Bados“ sorgten mit Schlagzeug und Akkordeon für Musik.
Die dritte und letzte Wanderung wird am 3. September stattfinden; sie startet am Dachsloch und endet wieder am Wildgehege. (Verena Schmidt, HNA)
Ca. 200 Teilnehmer bei der 2. Etappe.
Das Fototeam der 2. Etappe, Wolfgang, Bernd, Ecki und Frank.
Und hier die Bilder der 2. Etappe!!